Meine Lotus Hausgeburt
Ich bin mittlerweile Mutter von sechs wundervollen Kindern.
Als ich Danny kennenlernte hatte ich bereits drei Kinder im Krankenhaus geboren, für mich war das normal. Es waren keine extrem traumatischen Geburten, aber mit jeder weiteren Schwangerschaft stieg auch die Angst. Fremde Ärzte, Hebammen, Schwestern und die Angst vor dem Dammschnitt. Ich höre heute noch das Knacken wie mit einer Hähnchenschere.
(Angst davor, nicht tun zu dürfen was ich möchte, mich fallen lassen zu können). Außer meinem Mann war mir nie einer vertraut, auch wenn man das Krankenhaus kennt, ist man trotzdem fremd. Eine Geburt ist ein Wunder und sollte mit Liebe, Respekt und Vertrauen geachtet werden und nicht nach Schema F aus dem Lehrbuch.
Meine 1. Geburt erlebte ich schockierend. Die Ärztin schmiss sich auf meinen Bauch und die Hebamme zückte die sogenannte Schere. Autsch. So etwas wollte ich nie mehr erleben.
Als dann der erste Kennenlern-Termin mit meiner wunderbaren Hebamme anstand, sagte ich ihr bereits am Telefon, Kind Nr. 4 kommt per Kaiserschnitt mit Sterilisation.
Okay, soweit so gut. Das war mein Plan, aber nicht der meiner Hebamme.
"Was hältst du denn davon, dein Baby hier zu Hause zu bekommen"?
"Oh, das geht"?
Das war nun unser Plan.
Ich hatte von Anfang an ein sicheres Gefühl. Ich habe meiner Hebamme von Anfang an ganz und gar vertraut. Und es wurde eine tolle, schöne Hausgeburt.
Nach fünf Jahren dachte ich mir dann: "So etwas schönes willst du unbedingt nochmal erleben." Also kam geplant Kind Nr. 5. Diese wollte mir einen Strich durch die Rechnung machen. Keine Hausgeburt und nach ET 40+15 musste ich ins Krankenhaus und die Geburt wurde eingeleitet.
Ich fiel in Depression begleitet von Heulkrämpfen und Wut.
Die Geburt auf dem Rücken liegend war furchtbar. Ein Kind von 59cm und 4.660g, Nabelschnur um Hals und Arme. (Von nun an heißt er Jona Copperfield). Wer mich kennt weiß, dass ich das nicht auf mir sitzen lasse, denn was war mit meiner Hausgeburt Nr. 2? Nun ist es soweit, schwanger mit Kind Nr. 6 und ganz klar, das wird jetzt eine Hausgeburt.
Ich habe es gespürt und mich dieses mal nicht so darauf versteift, sondern mit innerlicher Ruhe einfach alles auf mich zukommen lassen. Das war genau richtig. Die ganze Schwangerschaft über habe ich meine Danny genervt, mit wundervollen Ritualen die ich mir ausdachte oder aus dem Internet förmlich aufsaugte.
Ich glaube, wenn sie nur meinen Anruf sah oder WhatsApp piepte rollte sie mit den Augen und dachte: "Nee Nina, nicht schon wieder und nicht mit mir!"
Da waren Dinge wie Nabelschnur durchbrennen oder HypnoBirthing, Räucherstäbchen, Tanzwahn bis hin zum Plazenta essen. Doch dann entdeckte ich das Thema "Lotusgeburt" und ja, Danny sagte endlich: "Okay, wenn du willst, machen wir das, wenn es passt."
Endlich ging es los. Am 11. Mai hatte ich einen Termin beim Gynäkologen. Er drückte und schob in mir rum, dass ich danach nur noch schmerzerfüllt nach Hause kam.
"Geht es los?", fragte ich Danny. Ich sollte mir eine Paracetamol nehmen, oder besser zwei. Das geht wieder vorbei. So war es auch und legte mich hin und schlief ein.
Um 23.00 h wurde ich wach mit starken Schmerzen, Druck nach unten und im Rücken. Ich dachte mir, jetzt ist es soweit. Ich schaute mich um und dachte: "Nee, hier muss ich erst einmal aufräumen bevor die alle gleich kommen und ich muss in die Wanne. Denn wenn ich gleich die Hebamme anrufe wird sie mich eh darein schicken, kenn sie ja."
Nun ja, aus der Wanne raus, Handtücher, Plane, Waschlappen, Wickelunterlagen, Erstausstattung fürs Baby, was zu trinken für uns alle, hab ich alles? Ja, jetzt rufe ich Danny an. Mittlerweile nach 00.00 h. "Danny, ich habe Wehen.", und typisch Danny "Wie kommst du darauf?
Als ich nichts sagte, sondern versuchte meine Wellen weg zu atmen, meinte sie: "Okay, ich merke es ist soweit. Ich komm´ mal gucken." Als sie kam wurden meine Wellen immer heftiger und mein Muttermund war dann schon 5cm geöffnet. "Okay Nina, es geht los und schön in den Bauch atmen." Ich lag auf dem Sofa in Rückenlage. "Was möchtest du?", wurde ich gefragt. Ich hatte keine Ahnung. "Geh mal in den 4-Füßler und mach dich mal gerade." Nee, das ist alles nichts für mich.
"Stell dich mal hin, dann nutzen wir die Schwerkraft." Vorher wollte sie aber nochmal nach dem Muttermund schauen. Ich hatte Angst vor dem langen Warten und Aushalten dieser Schmerzen.
Okay, 7cm, es geht weiter.
Ich bin dann aufgestanden, habe mich an meiner Bank aufgestützt und mein Becken kreisen lassen. Danny war die ganze Zeit neben mir und die liebe Madeleine hinter mir. Danny hat mir liebevoll den Rücken massiert und mir gut zugeredet. Sie wusste genau was ich brauchte und ich sagte, dass ich Angst habe vor dem, was jetzt jeden Moment passiert.
Ich war irritiert, Fruchtblase noch intakt, aber ich hatte das Gefühl pressen zu müssen. "Mach das doch", sagte Danny. "Es ist okay, tu was du möchtest."
"Oh ja, am liebsten weglaufen." Doch dafür war es zu spät. Ich drückte und atmete und wusch platzte die Fruchtblase.
Okay, der Plan meines Mannes war, wir bekommen ein Baby auf dem Sofa. Daher lag auch die von ihm liebevoll gelegte Plane bereit. Egal, jetzt kommt es wie es kommt. Im Stehen, mitten im Wohnzimmer.
Nach 2-3 Presswehen schob ich meinen Schatz nach unten. Einmal noch die Hand meines Mannes drücken und Danny und Madeleine nehmen den kleinen Mats in Empfang.
Ich war überglücklich, ich habe es geschafft!
Nun ab aufs Sofa, wir sind ja noch nicht fertig. Madeleine und ich wollten ja eine Lotusgeburt. Ich wollte schließlich schöne Bilder. Das Baby, die Nabelschnur und die Plazenta. Wir mussten uns gedulden. Ich wusste gar nicht wie schön sich so eine Nabelschnur anfühlt. Wenn sie auspulsiert, pocht sie wie ein Herzchen. Nach einer halben Stunde kam dann die Plazenta und ich bekam endlich meinen Willen. Eine wunderschöne Hausgeburt, eine Lotusgeburt. Und tolle Bilder.
Danke Danny und Madeleine für diese wundervolle Nacht mit eurer Begleitung.
Ich konnte mir nichts Schöneres vorstellen.